Der Geyerumriss liegt genau im Westen von Rust, auf der Mörbischer Seite und besteht aus Schieferverwitterungsboden ohne jeglichen Kalkanteil, wiewohl gegenüber der Bundesstraße beim Waldumriss der weiße Kalkstein massiv bis an die Oberfläche kommt. Anscheinend haben die Vorgenerationen hier schon intuitiv eine Aufteilung durch den Hauptverkehrsweg nach Eisenstadt getroffen. Der Großteil der Lage hat direkten Blickkontakt mit der Ruster Bucht und dem See.
In der Ruster Großterrasseneinteilung gehört der Geyerumriss als nördliche Fortsetzung der Plachen zur dritten und damit mittleren Höhenstufe – allerdings ohne den Lehmanteil, der die Plachen charakterisiert. Die Exposition zeigt Ost-Nord-Ost und die Drainage ist, bedingt auch durch den erhöhten Anteil an kleinen Schieferstücken, gut.
Woher der Name kommt, bleibt im Unklaren. Auch die westlich angrenzende Riede „Geyer“ weist keine heute erklärbare Namensgebung auf. Der Appendix „Umriss“ deutet aber darauf hin, dass zumindest der größere Teil der Lage erst mit der Ausweitung der Weinbaufläche im 18. und 19. Jahrhundert entstanden ist.
Der Vorgängerweingarten, den Günters Vater Paul Triebaumer in den 1980ern erworben hat, war nach dem Krieg ausgepflanzt worden und als Kind seiner Zeit ein Gemischter Satz mit Neuburger, Welschriesling, Weißburgunder, Traminer, Müller Thurgau und Chardonnay, der von den alten Leuten auch „Goldburgunder“ genannt wurde. Auch einige wenige Stöcke Direktträger wie Delaware und der Blaue Jacquez waren noch darunter, allerdings waren diese bei den Erntemannschaften nicht sehr beliebt und wurden auf den Boden fallen gelassen.
1987 erfolgte dann die Rodung und 1990 die Neuauspflanzung. Die Furmint- und Chardonnay-Rebsetzlinge produzierte der versierte Rebveredler Paul Triebaumer natürlich selbst – und zwar mit Edelreisern aus den Anlagen seines Vertrauens. Eine richtige Entscheidung bis heute!
Angelegt als Doppelstockkultur mit mittlerer Traubenzonenhöhe erfuhr der Weingarten im Lauf der Zeit verschiedene Adaptierungen wie zusätzliche Drahtpaare aus Edelstahldraht, oder Verjüngung von der Veredlungsstelle aufwärts, sodass mittlerweile eine Rebanlage entstand, die von der Wüchsigkeit und vom Ertrag in einer natürlichen Balance ist.
Grundsätzlich wäre der Geyerumriss auch für alljährliche Ausbruchproduktion geeignet, wie zum Beispiel im Jahrgang 2004. Allerdings nur unter der Voraussetzung einer frühzeitigen Einnetzung, da im Bereich des Hangrückens eine Stromleitung diagonal durchführt – eine Art Sonnenterrasse für die Todfeinde: die Stare.
Was die Weingartenpflege angeht, gehört der Geyerumriss zu den Rieden, in denen außer dem Einstricken wenig Laubarbeit anfällt, da es sich um eine „erwachsene“ Anlage handelt, die im Ertragsgeschehen eher gering ist und die Traubenzone „naturlocker“.
Das Chardonnaymaterial, das seit vier Generationen gepflegt wird, hat die Eigenschaft, dass die Blüte sehr früh eintritt – meist schon Ende Mai. Dadurch ergibt sich oft ein schlechtes, windig-kühles Blühwetter, was stets einen merkbaren Grad an Verrieselung mit sich bringt.
Auch der Furmint entwickelt hier einen kleintraubigen Phänotyp, der sich mit zunehmendem Alter der Rebstöcke immer besser ausdifferenziert. Als Folge daraus sind die Trauben recht klein und dementsprechend langsam geht auch die selektive Handernte vonstatten. Diese „Träubchen“ hängen praktisch immer im Schatten/Halbschatten, was auch durchaus beabsichtigt wird. So bleibt bis zum fertigen Wein eine gehörige Menge an saftiger Charakterfrucht erhalten, die einen Geyerumriss auszuzeichnen hat.
Wie bei allen Weißweinen von Ruster Silikatböden, findet sich im Abgang des Weines zum Glück ein merkbarer Zitrustouch, der das Produkt kompakt hält. Schön, wenn man sich auf derartiges verlassen darf! Unsere Furmints und Chardonnays wären fast immer auch in der theoretischen Kondition eine Holzdosis aufzunehmen, wozu es jedoch bis auf weiteres nicht kommen wird. Im Stahltank über Monate dahingegoren, entwickelt der Geyerumriss eine sehr charakteristische Frucht nach gelben Äpfeln, reifen Quitten, saftigen Birnen, Zuckermelonen und gelben Wiesenblumen, Lindenblüten und auch Akazien in Blüten- und Honigform. Dazu kommt stets eine ernsthafte stahlige Note, die wir seit Jahrzehnten schätzen. Diese Wucht bleibt jedoch immer ein Nebeneffekt der vollständigen physiologischen Reife, auf die es uns vor allem ankommt.
Eine weitere Eigenschaft unseres Rebmaterials ist die vergleichsweise Dünnschaligkeit des Ruster Furmints. Das erfordert ein gewisses Feingefühl in der Festlegung des Erntezeitpunktes. Einen Tag zu lange zuwarten und die Bortrytis ist über Nacht da! Das bedeutet wieder teures und langsames Auslesen, aber mittlerweile und mit enormem Nervenaufwand sind wir es gewöhnt.
Die Ruster Haus-und-Hof-Unterlagsrebe ist die Kober 5 BB. Sie hat sich bereits seit den 1890ern als die zuverlässigste und unkaprizierteste erwiesen.
Wer den Text tapfer bis hierher gelesen hat, kann bei einem Besuch unseres Betriebes gerne nachfragen, ob denn der Furmint wirklich so haltbar ist, wie überliefert. Wir werden sehen!