Woher der Name kommt, liegt, wie bei so vielen Ruster Rieden, im Dunkeln – zu alt ist die hier örtliche Lagennomenklatur. Eine „Plocha“ ist umgangssprachlich die Bezeichnung für eine Abdeckplane – in dem Fall also nicht schlüssig erklärbar. Viel näher liegt die Vermutung, dass sich die Bezeichnung von der „Plage“, der Mühsal herleitet, da es sich bekanntlich ja bei der Plachen um einen lehmigen Boden handelt, der wiederum dem Blaufränkisch sehr entgegen kommt.
Es gibt in der klassischen Ackerbaukunde den Ausdruck „Minutenboden“ für einen lehmigen Boden, der einmal zu weich und am nächsten Tag wieder zu hart für ein einfaches Bearbeiten ist. Nun, so schlimm ist es nicht, aber die Altvorderen pflegten schon zu sagen, dass sich im unteren Plachenbereich „der Pflug nicht gscheit putzt“ – und das ist mühsam! Hier ist die Rede von der dritten Großterrasse/Höhenstufe des Ruster Weingebirges. Die Trockensteinmauer, die das seeseitige „Ort“ (= Ende) festlegte, wurde teilweise höher als notwendig aufgeschichtet – aus welchem Grunde auch immer.
Der Effekt ist bis heute da. Die erhöhte Mauer hielt die erosionsgefährdete Erde gut zurück und die „Suttn“ (Senke) wurde im Lauf der Jahrhunderte mit Feinerde aufgefüllt. Es entstand also eine „künstliche“ Lehmschicht auf dem ortsüblichen „Ruster Schotter“.
Vor ca. 20 Millionen Jahren verlief ein mächtiger Fluss von Sopron/Ödenburg in Richtung Badener Becken, und auf der Höhe des heutigen Rust bahnte sich jenes Gewässer den Weg durch eine Landschaft aus Schiefergestein. Der plattenförmige Schiefer wurde durch den Wassertransport stark abgerundet und bekam oft die Form sehr großen, groben Schotters.
Der Fluss verschwand irgendwann und das Gebiet, das er durchströmte, kam in weiterer Folge nicht mehr unter eine Meeresoberfläche. Dadurch gibt es in den Plachen auch überhaupt keinen Kalk, der an sich beim Blaufränkisch gerne gesehen ist.
Im Vergleich zu den umliegenden Lagen Turner, Kulm, Kraxner und Geyerumriss stehen in der Plachen viele Blaufränkischstöcke, was dem Lehm geschuldet ist, der bekanntlich die Vegetationsperiode verlängert und somit die Frucht verstärkt.
Die Plachen hat mehrere Kurven oder Biegungen, ein untrügerisches Zeichen für eine alte Riede, die viel länger mit dem Pferd, oder per Hand bearbeitet wurde, als seit den 60ern dann mit den Traktoren. Die Parzellen sind teilweise stark asymmetrisch und gebogen, denn die Einteilung und Wertschätzung der Grundstücke früher hing auch davon ab, wo auf einem Hang das abfließende Gewitterwasser eben seinen Weg bahnte. Wo kein Wasser floss und Erde mitnahm, war das wertigere Grundstück. Eine simple, aber schlüssige Erklärung, warum sich die Rebzeilen so geschwungen den Hang herunterziehen. Eben jener sanfte Hang in der Plachen zeigt genau nach Osten zum See und zur markanten Ruster Bucht. In der Plachen bewirtschaften die Triebaumers mehrere Parzellen darunter 0,7 Hektar Blaufränkisch, auf zwei Grundstücken aufgeteilt. Beide 1987 gepflanzt mit Edelreismaterial von der alten Pandkräftn, dem damaligen Top Blaufränkisch des Betriebes. Die völlige Inkarnation dessen, was in Rust so sehr an der Hauptrebsorte Blaufränkisch geschätzt wird: früh blühend und dadurch sehr verrieselungsanfällig, beste physiologische Reifeanlagen und garantiertes Feuer im Abgang. 22,5 und 23 °KMW (= 112-115 °Oechsle) sind keine Seltenheit.
In der südlicher gelegenen Parzelle pflanzte Vater Paul Triebaumer damals am Unteren Ort 250 Stöcke Nebbiolo, die er von Elio Altare in La Morra im Piemont besorgt hatte. Aus heutiger Sicht eigentlich zu fruchtbar für den Nebbiolo, aber damals natürlich eine Pioniertat! Hierfür liegt auch eine Sondergenehmigung der Burgenländischen Landesregierung vor.
Bei den dreiecksförmigen, langen Trauben ist die Traubenteilung unerlässlich, aber darum funktioniert auch diese spätreife Sorte in Ruster Breitengraden. Die Trauben, für die eine Versuchssondergenehmigung aus 1993 vorliegt, werden in manchen Jahren separat verarbeitet in den mehreren Jahren allerdings in die „Weite Welt“ hineinvinifiziert.
Für diese Parzelle existiert auch noch ein Kaufvertrag vom 26. März 1926, wo Urgroßvater Johann Feiler und seine Frau Pauline das Grundstück („Plachenriedweingarten“) um 5.500,-- österreichische Schilling von Frau Ludovika Stodolny, geborene Ecker, Professorengattin aus Sopron/Ödenburg, kauften.
Die Stempelmarke weist 10.000 Kronen aus, der Kaufpreis war bereits in der damaligen neuen Währung. Mit 27. März 1926 ging der Vertrag, der in Ödenburg, damals schon Sopron, für nochmals 10.000 ungarische Korona unterzeichnet, und von Dr. Gallers Sandor notariell beglaubigt wurde, an das Steueramt Eisenstadt. Dort wurde dann immerhin schon am 21. Dezember 1927 (80 ungarische Filler) die Rechtskraft des Vertrages anerkannt, um zügigst von der Grundverkehrskommission am 7.2.1928 zugelassen zu werden. Darauf folgte am 2. März, also kaum 2 Jahre nach Vertragsabschluss, die Katastereintragung des Bezirksgerichtes Eisenstadt. In heutigen Tagen würde das mit Sicherheit ein/zwei Wochen weniger Zeit in Anspruch nehmen.
Anfang der 80er Jahre erwarben Paul und Waltraud Triebaumer die Plachen vom Patenonkel „Hans Onkel“ Johann Feiler, einem der Brüder von Großmutter (Groszi) Theresia Triebaumer, geborene Feiler, und zwar in Leibrente.
Dieses, damals durchaus übliche, Verkaufs- und Übergabemodell besagte, dass die Käufer den Verkäufern bis zum Lebensende eine erhöhte Pacht zu zahlen hatten, um dann im Sterbefall des/der Verkäufer die Parzelle ohne weitere Kosten in den Besitz der Käufer überzugehen. Die damalige, schon in die Jahre gekommene, Weingartenanlage aus den frühen 1960ern, bestand aus einem Neuburger-dominierten Mischsatz mit dem bis 1983 stets eine Spätlese erzeugt wurde, wie es den Marktbedürfnissen der Zeit entsprach. Hier lernte der noch jugendliche Günter Triebaumer die manuellen Laubarbeiten kennen, um im Zuge dessen mit seinem selbstgebauten „Abgipfelschwert“ aus einem Sensenblatt irrtümlicherweise auch gleich den Nachbarweingarten die Triebspitzen abzuwipfeln.
Nach der Ernte 1983 wurde die marode Anlage gerodet und über die Jahre zum Ackerbau genutzt. Die Gersten-, Futterrüben-, Erdäpfel- und Maisernte diente als Tierfutter für die damals noch praktizierte gemischte Landwirtschaft zur Selbstversorgung.
„Hans Onkel“ war nämlich ein honoriger Fleischermeister, bei dem Vater Paul über die Winter in den frühen 60er Jahren eine Fleischhauergesellenausbildung (ohne Gesellenschein) erhielt. Mit diesen ausgeprägten Fähigkeiten ausgestattet zelebrierte die Großfamilie zweimal jährlich oder öfter einen ziemlich originalen burgenländischen „Sautanz“.
Die wirklich vielfältigen und schmackhaften Erzeugnisse der Hausschlachtungen machten die Triebaumers bei den Ruster Vereinen (Männergesangsverein, Freiwillige Feuerwehr) nicht nur deshalb zu sehr beliebten Zeitgenossen.
Die Auspflanzung 1987 erfolgte noch althergebracht mit dem Spaten. Schweißtreibend, aber nachhaltig. Da eine Junganlage (in Rust „a Kräftl“ von „kräftnen“ = auspflanzen) ohnehin weitgehend unkrautfrei gehalten werden sollte, pflanzten die wackeren Triebaumers zwischen den einzelnen Reihen Zwiebel, Knoblauch und Erdäpfel, die beim „Scheren“ = Hacken gleich mitbetreut wurden. Heute ist es erwiesen, dass Zwiebel und Knoblauchpflanzen die Feldhasen davon abhalten, die jungen Reben anzufressen.
Das oben schon erwähnte frühblühende „alte Ruster Blaufränkisch-Material“ ist einer der wichtigsten Schätze des Betriebes, und auch heute noch ist die Blaufränkisch-Plachen der Mutterweingarten für alle weiteren Blaufränkisch-Anlagen im Weingut. Dieser Genpool entspricht familienintern bedeutungsmäßig dem, was die Urmenschen mit dem Besitz des Feuers gleichsetzten.
Als besondere Rückversicherung, dass immer das richtige Rebmaterial weitervermehrt wird, gelten die wenigen Rebstöcke vom Leányka = Mädchentraube = Feteasca alba, die in der Plachen stehen.
Im vegetationslosen Winter sieht diese alte Weißweinrebe, die vor der Reblaus häufig in Rust anzutreffen war, aus wie ein perfekt gewachsener Blaufränkisch-Rebstock.
Der Edelreisschneider, der zum Zwecke der Rebvermehrung dann die schönsten Stöcke ansteuert, wird geradezu magnetisch vom Leányka angezogen. Im zweiten Standjahr dann erkennt der ampelographisch Versierte bereits den Unterschied zum Blaufränkisch-Blatt. Und im dritten Standjahr, dem Jahr des ersten, kleinen Ertrages eines jungen Weingartens, bemerkt es auch der Laie, dass hier und dort eine lange Weißweintraube unter den lockerbeerigen Blaufränkisch-Stöcken hervorleuchtet.
Diese „Kuckuckseier“ werden dann bald ausgerissen, aber der Zweck ist bereits erfüllt. So ein Zufall ist nur vom angestammten Mutterweingarten möglich.
Bis zur Betriebsübernahem 2004 veredelte Paul Triebaumer alle Pflanzreben selbst. Mit dem rasanten Wachstum der Weingartenflächen und in Ermangelung eines derartigen „grünen Daumens“ werden Neuauspflanzungen von dort an in professionelle Rebvermehrungsbetriebe ausgelagert. Und dort spielt der „Leányka-Genmarker“ eine entscheidende Rolle. Bis jetzt hat diese bauernschlaue Methode stets bestens funktioniert.
Mit einem Satz: Die gute Plachen ist jeden Aufwand wert!