Die Ruster Riedenarena

18.12.2018

Wer jemals den Blick vom Gillesberg oder vom Oberen Wald auf die Ruster Weingärten und den See schweifen ließ, der weiß, dass diese klein strukturierte und einmalige Gegend etwas Besonderes birgt.

Im Lauf der Jahrhunderte haben die Ruster Weinbauern in langwieriger Knochenarbeit fünf Großterrassen in den Hang geformt und am unteren Ende mit einer Trockensteinmauer befestigt. Obwohl das Wort Erosion noch nicht bekannt war, stellte dies eine wichtige Maßnahme gegen den Bodenverlust dar. Des Weiteren diente die Stufeneinteilung auch der grundsätzlichen Wertbestimmung einer Weingartenparzelle.

Die unteren beiden Stufen waren zwar fruchtbar und gut, allerdings herrschte hier die größte Fäulnisgefahr wegen des nahen Sees und das größte Gefahrenpotential aufgrund von Vogelfraß, da die Stare im Schilfgürtel nisten. Die oberste Geländestufe wiederum setzt die Reben dem stärksten Windanfall aus, was nicht jeder Sorte behagt. Und Wind weht am Neusiedlersee praktisch immer. 

Terrasse drei und vier waren das Zentrum des Hanges. Es waren die wertigsten und potentiellsten Rebanlagen. Neben der über viele Generationen betriebenen Realerbteilung, ergibt die Hangstufenklassifizierung eine weitere bedeutsame Parallele zur Burgund.

Wie heißt es so schön? Die drei großen „B“: Burgund, Bordeaux, Burgenland.

Die  Weinbaufläche der Freistadt Rust beträgt rund 420 ha und unterteilt sich einer mehrere hundert Jahre alten Riedennomenklatur folgend.

Ein untrügliches Zeichen für ein altes Weinbaugebiet sind asymmetrische, nicht lineare Zeilenverläufe und Parzellen. Früher, als viele Arbeiten ausschließlich manuell oder mit dem Arbeitspferd bzw -ochsen erledigt wurden, spielte das keine Rolle.

In heutigen, zumindest teilmotorisierten Zeiten, noch dazu mit einem aufwendigen Drahtrahmen zur Laubwandunterstützung, bedeuten Kurven und nicht durchgängige Weingartenreihen einen erheblichen Mehraufwand.

Für die Altvorderen war vor allem ausschlaggebend wie sich das Wasser nach einem heftigen Niederschlag den Weg zum See bahnte. Wo die Feinerde liegen blieb, waren die besten Grundstücke. Einfach, aber man muss es wissen.

Diese seltene Situation unterstreicht die hohe Bedeutung des Weinbaus am Westufer des Neusiedlersees. All unsere Rieden verlaufen in Ost-Südost-Ausrichtung hin zum See. Die Bodentypen wechseln häufig innerhalb weniger Zeilenabstände und lassen sich mit Rust als Zentrum wie folgt in eine große Einteilung bringen:

Nach Norden

Lehmig kühle, schwere Böden - ideal für Blaufränkisch und feuchtigkeitsliebende Weißweinsorten wie Sauvignon blanc.

Rieden

Daran anschließend im Nordwesten

Hier überlagert Löss den lehmig-kalkigen Unterboden. Wieder Blaufränkisch bevorzugt.

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Noch weiter gegen Westen

Es wird immer kalkiger, was optimale Voraussetzungen für Burgundersorten bringt. Richtung Südwesten finden sich sehr mineralische Böden mit Quarzsteinen und auch Schiefer nicht zu knapp, was gut zu Aromasorten sowie Syrah, Cabernet und Merlot passt.

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Die Riede Gillesberg 

Der Gillesberg ist eine reine Schieferlage und der topographisch höchste Punkt in Rust. Die Riede, die sich fast zur Gänze in Triebaumer-Besitz befindet, kann als eine kleine sechste Terrasse gesehen werden und ist obendrein die einzige Lage, die nach Norden schaut, was eine längere Reifeperiode ermöglicht.

 

Ganz im Süden

Hier liegt die große Lage Satz sowie der Vogelsang mit eher sandigen Böden, auf denen sich unter anderem der Zweigelt sehr wohl fühlt.

Riedenkarte als PDF downloaden
 

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